Im brandenburgischen Landkreis Barnim locken zwei Schiffshebewerke jedes Jahr über 100.000 Menschen an. Das moderne Bauwerk, ergänzt durch das denkmalgeschützte alte Hebewerk, ist ein beliebtes Ausflugsziel für Technikinteressierte und Familien. Neben der reinen Technik bietet das Areal ein breites Besuchsprogramm – mit Führungen, Schiffstouren und gastronomischen Angeboten. Für einen Tagesausflug sollte man jedoch mit etwa 100 Euro pro Familie rechnen.
Inhaltsverzeichnis:
- Neues Schiffshebewerk Niederfinow beeindruckt mit Größe und Technik
- Fahrt mit Thomas Bohm und der „Freiherr von Münchhausen II“
- Altes Schiffshebewerk aus dem Jahr 1934 trotzt noch heute dem Wasser
- Informationszentrum und barrierefreier Zugang für Besucher
Neues Schiffshebewerk Niederfinow beeindruckt mit Größe und Technik
Seit 2022 ist das neue Schiffshebewerk in Niederfinow in Betrieb und zählt zu den größten seiner Art in Europa. Es ist 54,55 Meter hoch, 133 Meter lang und 46,40 Meter breit. Der sogenannte Trog – also die wassergefüllte Wanne, in der Schiffe gehoben oder gesenkt werden – kann Frachter bis 2300 Tonnen aufnehmen. Die Hebung erfolgt in rund drei Minuten. Auch Kanus, Hausboote und kleine Ausflugsschiffe nutzen diese technische Anlage.
Bereits am 23. März 2009 wurde der Grundstein gelegt. Die Bauzeit betrug über 13 Jahre. Der automatisierte Betrieb wird heute von nur zwei Personen gesteuert, die mehr als 1000 Sensoren und 36 Kameras überwachen. Kinderkrankheiten treten immer wieder auf, vor allem bei der Sensorik.
Fahrt mit Thomas Bohm und der „Freiherr von Münchhausen II“
Ein besonderes Erlebnis ist die 90-minütige Schiffsfahrt mit Kapitän Thomas Bohm, der mit der „Freiherr von Münchhausen II“ durch das neue Hebewerk fährt. Er informiert die Passagiere über technische Details und die Geschichte des Ortes. Auch die Schiffe „Louise“ und „Baron von Münchhausen II“ verkehren regelmäßig.
Pro Tag starten bis zu 3 Fahrten.
Meist wird das neue Bauwerk genutzt.
Eine vollständige Tour kann beide Hebewerke umfassen.
Wer Glück hat, erlebt beide Troge in Aktion. Spätestens ab 2027 wird das alte Hebewerk allerdings außer Betrieb genommen. Es bleibt jedoch als technisches Denkmal erhalten.
Altes Schiffshebewerk aus dem Jahr 1934 trotzt noch heute dem Wasser
Das alte Hebewerk wurde zwischen 1927 und 1934 erbaut und steht unter Denkmalschutz. Es war jahrzehntelang das einzige seiner Art an diesem Abschnitt des Oder-Havel-Kanals. Mit einer Hebedauer von etwa 20 Minuten konnte es jährlich rund 20.000 Schiffe befördern. Schiffe mit bis zu 1000 Tonnen Nutzlast fanden dort Platz.
Seine Bedeutung zeigte sich besonders bei Hochwassern, etwa 1947. Damals verhinderte es schwerwiegende Überschwemmungen im Oderbruch. Eine Hochwassermarkierung in Bad Freienwalde erinnert bis heute an dieses Ereignis. Die Anlage schützt bis heute vor plötzlichem Wasserabfluss aus dem Eberswalder Urstromtal in das tiefer liegende Oderbruch.
Informationszentrum und barrierefreier Zugang für Besucher
Im zugehörigen Informationszentrum erhalten Gäste kostenlose Einblicke in die Technik und Geschichte der Bauwerke. Modelle und historische Dokumente geben einen umfassenden Überblick. Führungen starten im Halbstundentakt und sind sowohl vor Ort als auch online buchbar.
Barrierefreiheit wird durch Aufzüge gewährleistet. Ein Kremser transportiert Besucher bequem zur Anlegestelle der Schiffe, wie die Familie Schneider aus der Uckermark berichtet. Für Kinder ein Erlebnis – für Erwachsene eine Entlastung.
Die Schiffshebewerke von Niederfinow bleiben ein Ort, an dem Technik, Geschichte und Natur auf eindrucksvolle Weise zusammentreffen.
Quelle: Nordkurier