Produktion und Innovation in Brandenburgs Tesla-Netzwerk
Produktion und Innovation in Brandenburgs Tesla-Netzwerk, Foto: Pixabay/Pixabay-Lizenz

Die Fabrik in Grünheide hat Brandenburgs Wirtschaft spürbar geprägt. Neue Unternehmen, Arbeitsplätze und Zulieferbeziehungen zeigen, wie stark die Region vom Elektroauto-Hersteller beeinflusst wurde. Mehr als 3.500 zusätzliche Stellen sind in den Landkreisen Oder-Spree und Märkisch-Oderland entstanden. Trotz dieser Entwicklung bleiben manche Hoffnungen unerfüllt.

Inhaltsverzeichnis:

Robotik bei Scharnau in Werneuchen

In Werneuchen im Landkreis Barnim produziert das Unternehmen Scharnau jährlich über eine Million Spezialklebeteile. Die Produktion läuft mit 140 Beschäftigten und Robotern wie Optimus Prime. Das Gerät prägt bis zu drei Aufkleber pro Sekunde aus Klebefolie. Ein Teil dieser Klebeteile wird an Tesla in Grünheide geliefert und in Elektroautos verbaut. Geschäftsführer Matthias Schach betont, dass Tesla der Firma geholfen hat, die wirtschaftliche Krise gut zu überstehen.

Scharnau beliefert zudem Unternehmen in Österreich, Polen und Tschechien. Monatlich werden etwa 50.000 Spezialfolien exportiert, die später in Tesla-Zulieferteilen verarbeitet werden. Ähnliche Produktionsnetzwerke stärken auch andere Regionen Brandenburgs. Über die wirtschaftliche Entwicklung der Pflegebranche im Land berichtet dieser Beitrag: Pflegekräfte in Brandenburg erhalten mehr Lohn.

Wärmebehandlung bei HWL in Berlin-Reinickendorf

Etwa 30 Kilometer westlich von Werneuchen, in Berlin-Reinickendorf, arbeitet die Firma HWL Löttechnik. 17 Beschäftigte bedienen Spezialöfen, die Metallteile bei über 1.000 Grad behandeln. Tesla sendet regelmäßig Metallquader aus Grünheide dorthin. Dank dieser Behandlung funktionieren die Großstanzen im Werk Grünheide länger und effizienter.

Auch andere Betriebe liefern an Tesla. Reifen und Cockpitelemente stammen aus Fredersdorf, Plastikteile aus Nauen. Das Unternehmen in Nauen wiederum wird von Scharnau mit Klebefolien beliefert. Ein Beispiel für die Bedeutung regionaler Produktionsketten zeigt auch der Bericht über das riesige Drogenlabor in Nauen, das eine andere Seite der industriellen Aktivität in der Region offenbart.

Wirtschaftlicher Aufschwung in Oder-Spree

Die Ansiedlung von Tesla hat die Wirtschaft in Brandenburg messbar belebt. Nach Angaben der Arbeitsagentur Frankfurt (Oder) entstanden neben den Tesla-Stellen rund 3.500 weitere Arbeitsplätze. Der Landkreis Oder-Spree verbesserte sich im Prognos-Ranking von Platz 339 im Jahr 2019 auf Rang 156. Das ist der höchste Wert unter den ostdeutschen Landkreisen mit ländlichem Charakter.

Dennoch fehlen große Zulieferbetriebe. Viele Firmen scheuen wegen hoher Energiekosten eine Ansiedlung in Brandenburg. Stattdessen investieren sie in Polen oder Tschechien. Ein von der Bundesregierung geplanter Industriestrompreis könnte die Situation ändern.

Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Teslas Produktion in Grünheide liegt derzeit bei etwa 250.000 Fahrzeugen jährlich – nur die Hälfte der ursprünglich geplanten Menge.

Halbierte Produktion und wachsende Unsicherheit in Grünheide
Halbierte Produktion und wachsende Unsicherheit in Grünheide, Foto: Pixabay/Pixabay-Lizenz

 Gründe sind unter anderem sinkende Verkaufszahlen in Europa und die verlorene technologische Führungsrolle gegenüber chinesischen und deutschen Herstellern. Viele Zulieferer zögern daher, in neue Produktionsstätten in Brandenburg zu investieren.

Trotzdem entstehen neue Chancen. In Frankfurt (Oder) werden Batterieteile gelagert, weitere Hallen sind geplant. Auch das amerikanische Unternehmen Alcaro baut Lagerflächen im Güterverkehrszentrum Freienbrink aus. Brancheninsider berichten, dass Tesla dort bereits Flächen gesichert hat. Mehr über aktuelle Infrastrukturprojekte in Brandenburg erfahren Sie hier.

Brandenburg als Zentrum der Batterietechnik

Ministerpräsident Dietmar Woidke erklärte 2022: „Gemeinsam bauen wir an einer Wertschöpfungskette für E-Mobilität.“ Drei Jahre später zeigt sich, dass Brandenburg diesem Ziel nähergekommen ist. Unternehmen wie BASF in Schwarzheide und Rock Tech Lithium in Guben investieren bereits in Batterieproduktion und Materialentwicklung.

Zwar ist die industrielle Dichte noch weit entfernt von klassischen Autoregionen wie Baden-Württemberg, doch der Weg ist erkennbar. Während Optimus Prime in Werneuchen weiter Klebeteile stanzt und die Öfen in Reinickendorf glühen, bleibt offen, wie stark Tesla künftig expandieren wird. Klar ist nur, dass Brandenburg heute ein bedeutender Standort für Elektromobilität geworden ist.

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Quelle: rbb24