Notfallsimulation
Notfallsimulation, Foto: pixabay

26 Auszubildende der Akademie der Gesundheit trainieren unter realistischen Bedingungen komplexe Rettungseinsätze. In Templin simulierten sie vier verschiedene Notfallsituationen – vom Baumunfall bis zum tragischen Verkehrsunfall mit Kind.

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Waldarbeiter hängt in Baum nach Sturz

Ein scheinbar lebloser Waldarbeiter hängt in einem Sicherungsgeschirr zwischen Ästen. Darunter liegt ein abgebrochener Ast. Der Anblick ist dramatisch. Lucas Glassl, Notfallsanitäter-Auszubildender aus Neuruppin, muss innerhalb kürzester Zeit feststellen, ob der Mann noch lebt und wie schwer er verletzt ist.

Diese Szene gehört zu einer von vier realitätsnahen Übungslagen

Diese Szene gehört zu einer von vier realitätsnahen Übungslagen im Rahmen des Kurses „Prehospital Poly Trauma Management“ der Akademie der Gesundheit. Der Fall wurde durch Maxim Jastrow vorbereitet, der neu zum Ausbildungsteam gehört. Die Übung fand auf dem Gelände der Feuerwehr Templin statt und diente der Vorbereitung auf das bevorstehende Staatsexamen.

Verena Werner, Dozentin an der Akademie der Gesundheit und selbst erfahrene Notfallsanitäterin, koordinierte den Kurs gemeinsam mit drei Kollegen. Sie erklärte, dass dieser Praxistag der letzte große Test vor den Abschlussprüfungen sei. Die 26 Teilnehmer stammen aus den Landkreisen Barnim, Uckermark, Oberhavel, Prignitz und Ostprignitz-Ruppin. Alle befinden sich im dritten Ausbildungsjahr.

Feuerwehr Templin als zentraler Partner

Die Feuerwehr Templin stellte für die Rettungssimulation Drehleiter und Löschfahrzeug bereit. Dass sich diese Kooperation ergab, ist auch der Erfahrung von René Müller zu verdanken. Er ist Leiter der Templiner Feuerwehr und gleichzeitig im Rettungsdienst als Notfallsanitäter tätig.

Wir nutzen jede Gelegenheit zur Fortbildung“, sagte Müller. Ihm ist es wichtig, dass sich Feuerwehr und Rettungsdienst in Einsatzsituationen gut abstimmen können. Ziel sei, dass beide Seiten genau wissen, welche Möglichkeiten und Grenzen jeweils bestehen.

Der Kurs fand unter Leitung von Dominik Bölter statt. Die Entscheidung, nach Templin zu gehen, war bewusst gefallen. Die örtliche Feuerwehr wurde der Akademie als zuverlässiger Partner mit professioneller Ausrüstung empfohlen. Der Kontakt kam über die Uckermärkische Rettungsdienst Gesellschaft zustande, mit der die Akademie regelmäßig kooperiert.

Vier komplexe Einsatzszenarien mit realistischen Darstellern

Insgesamt vier Einsatzsituationen mussten die Azubis bewältigen:

  • Ein Hängetrauma durch Sturz aus einem Baum
  • Eine Stichverletzung im Bauchbereich
  • Ein Überrolltrauma nach einem Pkw-Unfall
  • Ein schwerer Verkehrsunfall mit einem Vater und einem reanimationspflichtigen Säugling

Alle Übungen wurden von der Akademie gemeinsam mit der Feuerwehr inszeniert. Die Auszubildenden waren in Zweierteams eingeteilt, wie im Rettungsalltag. Jedes Team musste alle Szenarien nacheinander durchlaufen.

Besonders emotional war die vierte Übung. Darsteller Till Rötzsch übernahm die Rolle eines Vaters mit Gesichtsverletzung. Während er versorgt wurde, fragte er immer wieder nach seinem Baby. Dieses wurde später im Fahrzeug aufgefunden – ohne Atmung und ohne Herzschlag. Die Auszubildenden begannen sofort mit der Reanimation. Erst die nachgeforderte Notärztin stellte fest, dass das Kind nicht mehr zu retten war. Die Rettung musste sich ab diesem Moment auf den Vater konzentrieren.

Für die Teilnehmer war das eine extrem fordernde Situation. Neben medizinischer Kompetenz war auch emotionale Stabilität gefragt. Genau solche Belastungsszenarien sollen die Azubis auf den Ernstfall vorbereiten.

Psychische Belastung und Nachsorge im Team

Nach jedem Einsatz wurde gemeinsam reflektiert und ausgewertet. Anna-Lena Krisinger aus Neuruppin betonte, wie wichtig das Gespräch im Team sei. Auch Oliver Gebert aus Wittstock/Dosse teilte diese Einschätzung. „Reden hilft wirklich viel“, erklärte er im Anschluss.

Die Übungen zielten nicht nur auf Fachwissen, sondern auch auf Teamarbeit, Kommunikation und psychische Belastbarkeit. Die Vorbereitung auf reale Einsätze sei dadurch deutlich verbessert worden, so das Ausbildungsteam.

Der Kurs wurde von Verena Werner, Dominik Bölter, Kai Tholotowsky und Maxim Jastrow geplant und durchgeführt. Unterstützt wurden sie dabei von der Feuerwehr Templin unter der Leitung von René Müller. Alle Beteiligten zeigten sich mit dem Verlauf der Übungen zufrieden.

Nach bestandener Prüfung am Ende des dritten Ausbildungsjahres dürfen die Teilnehmer ab dem 1. Oktober als staatlich anerkannte Notfallsanitäter in ihren jeweiligen Landkreisen arbeiten. Die Akademie der Gesundheit sieht den Kurs als letzten praxisnahen Meilenstein auf diesem Weg.

Quelle: Nordkurier