Das Ökodorf Brodowin im Barnim steht vor einem tiefgreifenden Umbruch. Nach dem Ausstieg aus der Ziegenhaltung im Jahr 2023 wurde vor wenigen Wochen auch die Milchkuhherde abgegeben. Damit reagiert der Demeter-Betrieb auf wirtschaftliche Herausforderungen wie den anhaltenden Hafermilch-Boom und steigende Produktionskosten. Nun will man mit neuen Strategien gegensteuern.
Inhaltsverzeichnis:
- Milchkuhhaltung in Brodowin nicht mehr rentabel
- Zukauf von Milch aus Serwest und Brodowin
- Neue Perspektive mit Angus-Rindern und Biofleisch
- Königlicher Besuch als Zeichen für Qualität
Milchkuhhaltung in Brodowin nicht mehr rentabel
Ludolf von Maltzan, Geschäftsführer des Ökodorfs, bestätigte, dass der Betrieb seine gesamte Milchkuhherde abgegeben hat. Als Gründe nannte er die wirtschaftliche Unrentabilität sowie die zunehmende Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen. Besonders die Trockenheit in Brandenburg erschwere die Futtermittelproduktion. Die Bewässerung von Wiesen, Weiden und Feldern sei mit hohem Aufwand verbunden, wodurch sich die Milchkuhhaltung finanziell nicht mehr rechne.
Bereits im Vorjahr hatte der Hof seine 250 Ziegen abgegeben. Auch hier sei die Nachfrage nach Ziegenmilch stark zurückgegangen. Pflanzenbasierte Produkte wie Hafermilch würden immer beliebter, was den Absatz traditioneller Milchprodukte deutlich verringert habe.
Zukauf von Milch aus Serwest und Brodowin
Trotz des Verzichts auf eigene Kühe bleibt die Milchverarbeitung in Brodowin erhalten. Josefine Knauschner vom Ökodorf erklärte, dass Ziegen- und Kuhmilch nun von benachbarten Biobauernhöfen zugekauft werde. Dazu zählen Betriebe aus Brodowin selbst sowie ein Milchviehhalter aus Serwest. Auf diese Weise könne der Betrieb weiterhin Milchprodukte wie Käse und Joghurt in der eigenen Molkerei herstellen, jedoch mit gesenkten Fixkosten.
Der Fokus verlagert sich außerdem auf andere Geschäftsfelder:
- Ausbau des Gemüse- und Ackerbaus
- Stärkung des Hofladens
- Erweiterung des regionalen Lieferservices
Diese Maßnahmen sollen die wirtschaftliche Stabilität des Betriebs sichern.
Neue Perspektive mit Angus-Rindern und Biofleisch
Ein neuer Ansatz zur Diversifizierung ist die Zucht von Fleischrindern. Das Ökodorf plant die Haltung von 30 Angus-Rindern. Diese Rasse ist für hochwertiges Biofleisch bekannt, das zu entsprechenden Preisen vermarktet werden kann. Damit will Brodowin erneut auf ein tierisches Produkt setzen, allerdings mit geänderten Rahmenbedingungen und wirtschaftlich tragfähiger Struktur.
Das Ziel ist eine nachhaltige Produktion, angepasst an die veränderte Marktlage. Die Erfahrung im Bereich Tierhaltung soll nicht verloren gehen, sondern sinnvoll in das neue Konzept integriert werden.
Königlicher Besuch als Zeichen für Qualität
Einen besonderen Moment erlebte das Ökodorf vor zwei Jahren. König Charles III. besuchte Brodowin und stellte dort Käse her. Gemeinsam mit dem Team entstanden rund 150 Stück, die wenige Monate später in den Verkauf gingen. Der Besuch des britischen Monarchen unterstrich die Bedeutung des Betriebs als Vorzeigeprojekt ökologischer Landwirtschaft.
Seit seiner Gründung 1991 wirtschaftet das Ökodorf Brodowin konsequent nach den Richtlinien von Demeter. Auch wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, bleibt das Ziel bestehen: nachhaltige, regionale und qualitativ hochwertige Erzeugung im Einklang mit der Natur.
Quelle: RBB24